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02.05.2022 Reinheit, Farbqualität & Fluoreszenz
Bei der Bewertung der Qualität von Edelsteinen sind die 4 Cs zentral, also Carat (Gewicht), Color (Farbe), Clarity (Reinheit) und Cut (Schliff). Während wir in einem allgemeinen Artikel schon betrachtet haben, was Edelsteine wertvoll macht, möchten wir hier noch einmal auf Faktoren eingehen, die mit der Farbe von Edelsteinen zusammenhängen: Reinheit, Farbqualität und das Phänomen der Fluoreszenz. Die Bewertung dieser Aspekte wird durch gemmologische Labors vorgenommen und im Zertifikat des Edelsteins festgehalten.
Reinheit bei Farbedelsteinen
Eine eindeutige Reinheitsskala wurde für Diamanten entworfen, bei Farbedelsteinen dagegen hängt die Erwartung an die Reinheit von der Art des jeweiligen Minerals ab und wird weniger streng beurteilt. Einschlüsse beeinträchtigen die Reinheit. Es handelt sich dabei um Fremdkörper, die im Wachstum eingeschlossen werden, seien es andere Kristalle, die umwachsen werden, Hohlräume, Flüssigkeiten oder Sedimente. Einschlüsse können auch als Marker der Herkunft herangezogen werden, wenn bestimmte Arten von Einschlüssen auf eine Mine oder ein Fundgebiet schließen lassen.
Farbedelsteine werden zur Beurteilung der Reinheit in eine von drei Kategorien eingeteilt, von Typ I (augenrein – z.B. Blautopas, Aquamarin) über Typ II (meist Einschlüsse vorhanden – z.B. Rubin) bis zu Typ III (so gut wie immer Einschlüsse – z.B. Smaragd). Der einzelne Farbedelstein wird dann auf einer Skala von eben augenrein (auf Englisch „eye clean“) bis zu opak („severly included“) beurteilt. Diese Beurteilung ist im Zertifikat des Edelsteins ersichtlich. Vergleichen lässt sie sich mit der Bewertung der Reinheit anderer Edelsteine derselben Art, d.h. die Reinheit eines blauen Saphirs mit der eines anderen blauen Saphirs. Dagegen kann ein grüner Smaragd mit wenigen Einschlüssen auch wertvoller sein als ein augenreiner Aquamarin.
Farbqualität bei Edelsteinen
Je nach Art des Edelsteins sind bestimmte Farbvarianten besonders begehrt – etwa „Pigeon Blood“-Rubine oder Kaschmir-Saphire. Die Farbqualität, d.h. wie intensiv und satt die Färbung ist, hat einen großen Einfluss auf den Preis, ebenso die gleichmäßige Verteilung der Farbe im Stein. Naturfarbene Steine, deren Farbqualität unbeeinflusst durch Brennen und andere Behandlungen ist, gelten als wertvoller als ihre behandelten Gegenstücke. Bei der Bestimmung der Farbe und dem damit einhergehenden Wert ist großes Expertenwissen erforderlich.
Fluoreszenz bei Edelsteinen
Unter Einwirkung von UV-Licht zeigen einige Arten von Edelsteinen eine andere Farbe – dieses Phänomen wird als Fluoreszenz bezeichnet, da es 1852 zum ersten Mal beim Mineral Fluorid beobachtet wurde. Der physikalische Prozess, der sich dabei abspielt, ist folgender: Durch das Einfallen des UV-Lichts werden Elektronen auf ein angeregtes Niveau gehoben. Wenn sie unmittelbar darauf wieder in den Grundzustand zurückkehren, geben sie Energie in Form von Licht im sichtbaren Spektralbereich ab, daher zeigt der Stein eine andere Farbe. Wenn der Farbeffekt nach Beendigung des Anstrahlens mit UV-Licht nachwirkt, spricht man von Phosphoreszenz. Sowohl Fluoreszenz als auch Phosphoreszenz werden als Lumineszenz bezeichnet. Andere Möglichkeiten, Lumineszenz auszulösen, sind beispielsweise Strom (Elektrolumineszenz) und Röntgenstrahlung (Radiolumineszenz).
Bisher sind ca. 200 Mineralien bekannt, die fluoreszieren. Enthalten Mineralien Eisen, unterbindet das Leuchteffekte; Uranverbindungen, Chrom, Mangan und Wolframate im Kristallgitter sorgen hingegen für Fluoreszenz. Fluoreszenz kommt in vielen unterschiedlichen Farben vor, so zeigt beispielsweise gelber Topas orange, Opal blaue und Rubin rote Fluoreszenz. Bei Diamanten weist ungefähr ein Drittel Fluoreszenz auf, die meisten davon zeigen unter UV-Licht blaue Farbe, seltener sind Gelb und Weiß.
In der Bestimmung von Edelsteinen spielt Fluoreszenz eine Rolle, um gleichfarbige Mineralien unterscheiden zu können. Auch lassen sich dadurch zum Teil synthetische Steine von natürlichen unterscheiden.