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Oberflächen­behandlung von Edelsteine: Von Rissfüllung bis Lasern

Die meisten Edelsteine werden in irgendeiner Form behandelt – mit dem Ziel, sie zu verbessern. Zur Oberflächenbehandlung von Edelsteinen gibt es viele verschiedene Methoden, bei denen Öl, Harz, Glas und andere Substanzen zum Einsatz kommen.

Edelsteinbehandlungen: Veredelung der Oberflächenstruktur

Unbehandelte Edelsteine sind besonders wertvoll und als Investment am besten geeignet. Allerdings gibt es nicht genug Edelsteine, die natürlicherweise von makelloser Qualität sind, weshalb die meisten behandelt werden. Das mag aus ästhetischen Gründen sinnvoll erscheinen, allerdings mindern Behandlungen den Wert der Mineralien. Davon ausgenommen sind Schleifen und Polieren, die einen Rohstein erst zu einem funkelnden Juwel machen.

Typische Behandlungen sind das Brennen bzw. Erhitzen und Bestrahlen. Daneben gibt es auch noch Methoden zur Oberflächenbehandlung von Edelsteinen. Manche sind permanent – etwa das Erhitzen –, andere sind temporär und können rückgängig gemacht werden. Öl und Harz zum Beispiel, die zur Rissfüllung und Imprägnierung verwendet werden, trocknen mit der Zeit aus und lösen sich auf.

Rissfüllung

Risse in Edelsteinen werden mit farblosen Substanzen wie Öl, Harz, Glas oder Kunststoffen gefüllt, um die Hohlräume zu kaschieren und für das bloße Auge unkenntlich zu machen. In der Regel werden die Füllstoffe durch Erhitzen mit dem ursprünglichen Gestein verschmolzen.

Rubin: Rissfüllung mit Bleiglas

Beim Rubin kommt Bleiglas als Füllung zum Einsatz, wobei das flüssige Glas in die Risse gepresst wird und sich bei der Verfestigung mit der Edelsteinsubstanz verbindet. Die Behandlung ist nicht permanent, da Bleiglas sehr säureempfindlich ist. Schon Zitronensaft reicht aus, um die Glasfüllung zu beschädigen.

Smaragd: Rissfüllung mit Zedernöl oder Harz

Der Smaragd weist aufgrund seiner kristallinen Struktur häufig Einschlüsse und Risse auf, weshalb die Ansprüche an seine Reinheit weniger streng sind und diese Makel eher als Schönheitsflecken gelten. Kaum ein Smaragd im Handel ist nicht behandelt.

Beim Smaragd wird zur Verbesserung der Reinheit Zedernöl verwendet. Die Lichtbrechung des Öls ist der des Edelsteins ähnlich, weshalb die Risse für das menschliche Auge quasi verschwinden. Bei der Behandlung wird der Stein zur Reinigung zunächst in Säuren und dann in einen beheizten Hydraulikzylinder mit Zedernöl eingelegt. Manchmal wird auch mit einer Vakuumpumpe die Luft aus den Rissen gezogen, damit das Öl tiefer eindringen kann. Heutzutage benutzt man zur Rissfüllung von Smaragden oft auch Harze – allerdings ist diese Praxis in der Branche umstritten.

Diffusionsbehandlung

Bei einer Diffusionsbehandlung handelt es sich um eine Hochtemperaturbehandlung unter Zugabe von farbgebenden Elementen (z. B. Chrom oder Beryllium), die in die Oberflächenschicht des Edelsteins eingeführt werden. Damit wird die Intensität der Farbe verstärkt – allerdings kann es passieren, dass die künstlich erzeugte Farbe durch Polieren oder Schleifen wieder verschwindet.

Bedampfung bzw. Beschichtung

Edelstein in Regenbogenfarben vor grauem Hintergrund

Mittels physikalischer Gasphasenabscheidung (PVD vom englischen “Physical vapor deposition”) können Edelsteine künstlich gefärbt werden. Dabei wird die Oberfläche des Steins mit einer hauchdünnen Metallschicht (z. B. Titan oder Gold) bedampft, die anschließend aushärtet und die Farbintensität erhöht. So entstehen beispielsweise die Regenbogenfarben des Mystik-Topases.

Imprägnieren

Um Edelsteine zu stabilisieren und widerstandsfähiger zu machen sowie kleinere Risse zu kaschieren, werden poröse und empfindliche Exemplare manchmal mit Kunstharz, seltener auch Wachs oder Paraffin imprägniert. Dabei werden die Risse zuerst mit Harz gefüllt und anschließend mit UV-Licht versiegelt. Durch diese Behandlung wird zusätzlich die Oberfläche der Steine geglättet.

Lasern

Seit nicht allzu langer Zeit kommt bei Diamanten die Behandlung mit einem Laser zum Einsatz. Bei der Laserbohrung werden Einschlüsse angebohrt, mit Säure aufgelöst und schließlich mit einer durchsichtigen Substanz wie Glas oder Kunstharz aufgefüllt.

Lasermaschine, aus der rosa-blaues Licht dringt

Behandlungen müssen deklariert werden

Diamant in Etui auf einem Tisch mit verschwommener Person im Hintergrund

Behandlungen müssen beim Kauf eines Edelsteins transparent deklariert werden. Zur Verbesserung des Konsumentenschutzes hat die Internationale Vereinigung für Schmuck, Silberwaren, Diamanten, Perlen und Edelsteine (Confederation Internationale de la Bijouterie, Joallerie, Ofevrie, des Diamantes, Perles et Pierres – CIBJO) weltweit geltende Regeln für den Handel formuliert, die auch den Umgang mit Behandlungen bei Edelsteinen thematisieren.

Abgesehen vom Schleifen und Polieren müssen sämtliche Behandlungen klar deklariert werden, da sie Einfluss auf den Wert des Edelsteins haben. Ein Zertifikat eines international anerkannten, unabhängigen gemmologischen Instituts ist beim Kauf von Edelsteinen daher ein Muss.

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Dr. Thomas Schröck
The author:

Dr. Thomas Schröck

ist Gründer und geschäftsführender Gesellschafter von
THE NATURAL GEM. Der promovierte Ökonom ist u.a. in den USA, der Schweiz, Deutschland und Indien ausgebildeter Gemmologe und gilt mit 30 Jahren Erfahrung im internationalen Edelsteinhandel als führender Experte für naturfarbene, unbehandelte Edelsteine und Edelsteininvestments.

Im Gewinn Verlag erschien dazu auch sein Buch „Edelsteine als Investment“.

 

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