Wissen
09.06.2023 FANCY CUTS: EDELSTEINE MIT AUSGEFALLENEN SCHLIFFEN
Der Wert eines Edelsteins wird maßgeblich durch seinen Schliff bestimmt. Ob glitzernde Diamanten, blutrote Rubine oder tiefgrüne Smaragde – erst durch den Schliff kommt die Schönheit eines Juwels richtig zur Geltung. Neben dem bekannten Brillantschliff von Diamanten gibt es auch noch ausgefallene Schliffe, die unter dem Namen “Fancy Cuts” zusammengefasst werden. Diese Schliffart zeichnet sich durch eine Vielfalt an Gestaltungsmöglichkeiten aus und erfreut das Auge durch ihren Facettenreichtum – im wahrsten Sinne des Wortes.
SCHLIFF VON EDELSTEINEN: SCHLIFFART VS. SCHLIFFFORM
Rohsteine müssen erst geschliffen werden, bevor sie ihre Farbe und ihren Glanz in voller Pracht entfalten können. Abhängig von den individuellen Eigenschaften bekommt jeder Stein den optimal auf ihn abgestimmten Schliff. Dabei geht es in erster Linie darum, die Schönheit des Steins mit geringstmöglichem Materialverlust hervorzuheben.
Die Schliffform meint die Kontur bzw. äußere Gestalt eines Edelsteins. So gibt es zum Beispiel runde, ovale, kegelförmige, quadratische und tropfenförmige Juwelen.
Dagegen beschreibt die Schliffart eines Edelsteins die Anzahl und Anordnung seiner Facetten – also der glattpolierten Flächen, die in den Stein geschliffen werden und das Feuer eines Edelsteins verstärken. Dabei wird zwischen Glatt- und Facettenschliff unterschieden. Der sogenannte “Cabochon” mit seiner flachen Unter- und gewölbten Oberseite ist die bekannteste Form des Glattschliffs. Bei den Facettenschliffen ist insbesondere der Brillantschliff – die klassische Schliffform für Diamanten – weitverbreitet. Daneben gibt es auch noch den gemischten Schliff (“Mixed Cut”), der Glatt- und Facettenschliff miteinander kombiniert.
Abhängig von den individuellen Eigenschaften bekommt jeder Stein den optimal auf ihn abgestimmten Schliff.
WAS SIND FANCY CUTS?
In der Gemmologie werden alle Schliffe, die kein Brillantschliff sind, als Fancy Cuts bzw. Fancy Schliffe bezeichnet. Demnach zählen streng genommen auch gängige Schliffe wie Smaragdschliff, der Ovalschliff oder der Kissenschliff zu den Fancy Cuts.
Immer häufiger wird der Begriff jedoch für all jene Edelsteine verwendet, die keine strengen Vorgaben, was Facetten, Formen und Proportionen betrifft, einhalten und sich keiner der klassischen Schliffarten zuordnen lassen. Dementsprechend bieten Fancy Cuts Edelsteinschleifern viel Raum für kreative Gestaltung. Nicht umsonst wird der Schliff auch als “Phantasieschliff” bezeichnet.
FANCY CUTS: SCHLIFFE ABSEITS DES BRILLANTSCHLIFFS
Neben dem klassischen Brillantschliff gibt es Schliffarten, die durch ihre ungewöhnlichen Formen und Facetten eine besondere Faszination ausüben. Für gewisse Farbedelsteine werden bestimmte dieser Schliffformen auch erwartet.
Ovalschliff
Der Ovalschliff gehört zu den modifizierten Brillantschliffen. Mit dem Schliff lässt sich bei Farbedelsteinen oft die ideale Balance zwischen Steingewicht und Schönheit erreichen. Bei Farbedelsteinen ist der Ovalschliff der am häufigsten anzutreffende Schliff.
Marquiseschliff
Der Marquiseschliff – auch “Navette” genannt – wurde 1745 von Louis XV, dem König von Frankreich, in Auftrag gegeben. Der längliche, auf zwei Spitzen hinauslaufende Schliff soll den Lippen seiner Mätresse Madame de Pompadour nachempfunden sein.
Smaragdschliff
Der Smaragdschliff wurde speziell für seinen namensgebenden Edelstein entwickelt: Smaragd ist verhältnismäßig spröde, daher wurde ein Schliff entwickelt, der mit diesem Umstand umgehen kann. Er zeichnet sich durch eine rechteckige Form mit abgeschrägten Ecken und parallel verlaufenden Facetten aus.
Asscher-Schliff
Der Asscher-Schliff gehört genauso wie der Smaragdschliff zu den Stufen- bzw. Treppenschliffen. Er ist quadratisch und hat abgerundete Ecken. Anfangs wurden ausschließlich Diamanten im Asscher-Schliff verarbeitet, mittlerweile kommt er aber auch bei Farbedelsteinen zum Einsatz.
Tropfenschliff
Der Tropfen- oder Birnenschliff gleicht einem Oval mit einer Spitze auf einer Seite. Man kennt ihn auch unter den Namen “Briolette” oder “Pendeloque”. Er zählt genauso wie der Marquise-, der Oval- und der Kissenschliff zu den modifizierten Brillantschliffen – Schliffe also, die sich aus dem Brillantschliff entwickelt haben.
FANCY CUTS: ECHTE PHANTASIESCHLIFFE
Als phantasievolle Fancy Cuts finden sich am Markt noch viele weitere, teilweise sehr ausgefallene Schliffformen. Manche dieser exotischen, ungewöhnlichen und modernen Schliffe wurden von einzelnen Unternehmen entwickelt, wobei Merkmale etablierter Schliffe miteinander kombiniert werden und somit ganz neue Formen entstehen.
FANCY CUTS ALS INVESTMENT?
Zwar bestechen Fancy Cuts durch ungewöhnliche Formen und Facetten sowie ihre einzigartige Schönheit, aber eignen sie sich auch als Investment?
Grundsätzlich lohnen sich insbesondere unbehandelte, naturfarbene, aber geschliffene Steine als Geldanlage. Farbedelsteine wie Rubin, Saphir und Smaragd weisen eine stabile Wertsteigerung auf, die weltweite Nachfrage steigt stetig und sie sind leicht zu transportieren und zu lagern.
Bezüglich des Schliffs für Investment-Edelsteine gängige Schliffe empfehlenswert, da sie einen potentiellen Wiederverkauf erleichtern: Etwa der Ovalschliff bei Rubin und Saphir sowie der Smaragdschliff bei Smaragden.
Marquise- oder Cabochonschliff haben daher Anlagebereich kaum Bedeutung, auch wenn sie noch so schön anzusehen sind und sich in der Schmuckverarbeitung großer Beliebtheit erfreuen.
Bei einem Wiederverkauf von Steinen mit ausgefallenen Fancy Cuts, kommt es hier stets zu Preisabschlägen gegenüber den gängigen “Cuts”.
Grundsätzlich lohnen sich insbesondere unbehandelte, naturfarbene, aber geschliffene Steine als Geldanlage.