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Zur Reinheit von Edelsteinen

Reinheit ist ein zentraler Aspekt für die Wertbestimmung von Edelsteinen. Aber wie wird sie bewertet? Und ist ein reinerer oder klarer Stein immer mehr wert als ein Stein mit Einschlüssen? Diese Fragen zeigen schon die Komplexität des Themas auf. Hinzu kommt, dass eine eindeutige Reinheitsskala für Diamanten entworfen wurde, bei Farbedelsteinen wird die Reinheit anders gesehen als beim Diamanten und weniger streng beurteilt.

Reinheit bei Diamanten

Für die Bewertung von Diamanten gibt es vier Kriterien, die sogenannten vier Cs: Cut (Schliff), Color (Farbe), Clarity (Reinheit) und Carat (Gewicht). Die Bewertung der Reinheit wird anhand einer Skala vorgenommen, deren höchste Stufe „lupenrein“ (auf Englisch: „flawless“) ist, d.h. auch unter 10-facher Lupenvergrößerung sind von oben durch den Edelstein für den Fachmann keine Einschlüsse zu sehen. Die Abstufungen gehen bis zur untersten Stufe „Included 3“ (seltener auch „Piqué“), bei der große und/oder zahlreiche Einschlüsse vorhanden sind, die die Brillanz deutlich mindern.

Reinheitsgrad  Deutsch Beschreibung
FL
(Flawless)
Lupenrein Bei 10-facher Vergrößerung keine Inklusionen oder Makel zu erkennen.
IF
(Internally Flawless)
VVS1 & VVS2
(Very, Very Slightly Included)
Sehr, sehr kleine Einschlüsse Eine bis zwei winzige Inklusionen. Auch bei 10-facher Vergrößerung für den Fachmann nur schwierig zu erkennen.
 VS1 & VS2
(Very Slightly Included)
Sehr kleine Einschlüsse Eine kleine oder mehrere winzige Inklusionen, für das bloße Auge nicht sichtbar. Unter 10-facher Vergrößerung für den Fachmann zu erkennen.
 SI1 – SI3
(Slightly Included)
Kleine – mittlere Einschlüsse Zwei mittlere oder viele kleine Inklusionen, die mit dem bloßen Auge zu erkennen und bei 10-facher Vergrößerung deutlich zu sehen sind, für Laien jedoch ohne Lupe nicht erkennbar sind.
 I1 – I3
(Included / Piqué)
Einschlüsse mit bloßem Auge erkennbar Größere Zahl an Inklusionen, die auch mit bloßem Auge leicht zu erkennen und bei 10-facher Vergrößerungen offensichtlich sind bzw. mit freien Auge zu erkennen sind.

Reinheitsgrade

FL (Flawless) & IF (Internally Flawless)
Lupenrein
Bei 10-facher Vergrößerung keine Inklusionen oder Makel zu erkennen.

VVS1 & VVS2
(Very, Very Slightly Included)

Sehr, sehr kleine Einschlüsse
Eine bis zwei winzige Inklusionen. Auch bei 10-facher Vergrößerung für den Fachmann nur schwierig zu erkennen

VS1 & VS2
(Very Slightly Included)

Sehr kleine Einschlüsse
Eine kleine oder mehrere winzige Inklusionen, für das bloße Auge nicht sichtbar. Unter 10-facher Vergrößerung für den Fachmann zu erkennen.

 SI1 – SI3 (Slightly Included)
Kleine – mittlere Einschlüsse
Zwei mittlere oder viele kleine Inklusionen, die mit dem bloßen Auge zu erkennen und bei 10-facher Vergrößerung deutlich zu sehen sind, für Laien jedoch ohne Lupe nicht erkennbar sind.

 I1 – I3 (Included / Piqué)
Einschlüsse mit bloßem Auge erkennbar
Größere Zahl an Inklusionen, die auch mit bloßem Auge leicht zu erkennen und bei 10-facher Vergrößerungen offensichtlich sind bzw. mit freien Auge zu erkennen sind.

Reinheit bei Farbedelsteinen

Bei Smaragd etwa sind Einschlüsse typisch, daher sind die Ansprüche an die Reinheit dort weniger streng.

Makellose Farbedelsteine sind seltener als makellose Diamanten, was am Entstehungsprozess liegt. Je nach Härte des Steins, Entstehungsgebiet u.ä. sind bestimmte Einschlüsse zu erwarten. Farbedelsteine werden daher grob in drei Kategorien eingeteilt, von Typ I (augenrein – z.B. Blautopas, Aquamarin, Rauchquarz) über Typ II (meist Einschlüsse vorhanden – z.B. Rubin, Saphir, Amethyst) bis zu Typ III (so gut wie immer Einschlüsse – z.B. Smaragd, roter Beryll, einige Sorten von Turmalinen). Welche Ansprüche in der Bewertung durch Gutachter an den jeweiligen Stein gestellt werden, hängt davon ab, zu welchem Typ er gehört, d.h. ob Einschlüsse zu erwarten sind oder nicht.

Dunklere Steine können Fehler bzw. Einschlüsse zudem durch die Farbtiefe (Saturation) verstecken. Hinzu kommt, dass die Reinheit auch durch die Brillanz, d.h. durch den Schliff beeinflusst wird. Die Brillanz lässt sich am besten bei ausreichender Tiefe von Steinen erzielen. Die Tiefe wird errechnet, indem die Höhe des Steins durch die geringste Tiefe geteilt wird, die ideale Tiefe liegt dabei zwischen 60 und 80%.

Einschlüsse und ihr Einfluss auf den Wert

Je nach Art des Edelsteins sind gewisse Einschlüsse typisch: Es können innerliche und äußerliche Risse auftreten, Umwachsungen von anderen Gesteinen oder Materialien sowie Hohlräume. Die wenigsten Edelsteine können ungestört wachsen, die Einschlüsse sind daher auch ein Natürlichkeitskriterium bzw. ein „Echtheitssiegel der Natur“. Anhand von Einschlüssen lässt sich bei bestimmten Arten, etwa bei Smaragden, auch die Fundstelle näher bestimmen.

Einschlüsse können Farbedelsteine daher wertvoller machen, weil sie die Seltenheit und Herkunft beweisen. Wertvoll sind gewisse Einschlüsse auch dann, wenn sie bestimmte Farbspiele erzeugen. So führen eingeschlossene Rutilnadeln in Saphiren oder Rubinen zu sternförmigen Lichtreflexen, sogenannten Asterismen. Diese Edelsteine werden dann als Sternsaphire bzw. Sternrubine gehandelt.

Mehr zur Entstehung und Bedeutung von Einschlüssen auch hier.

Unterschiedliche Skalen zur Bewertung der Reinheit von Farbedelsteinen

Neben Einschlüssen werden auch Makel berücksichtigt, das sind oberflächliche Unebenheiten oder Veränderungen, die mit freiem Auge nicht erkennbar sind.

Die Reinheitsskala von Edelsteinen hängt vom jeweiligen Typ ab, so klassifiziert das renommierte Gemological Institute of America Edelsteine in die schon erwähnten Typen I, II und III. Die unterschiedlichen Skalen bewerten die Steine anhand der vorhandenen Einschlüsse – von keinen bzw. keinen sichtbaren bis zu so starken und vielen, dass sie das Erscheinungsbild beeinträchtigen. Die höchste Stufe wird je nach System als „frei von Einschlüssen“ („free of inclusions“), „very, very slightly included“ oder „augenrein“ bezeichnet, die niedrigste Stufe ist „übermäßige Einschlüsse“ („excessively included“), „included 3“ bis hin zu „opak“. Als generelle Kategorisierung ist auch das System A-AA-AAA verbreitet. Gutachter weisen dem Stein eine Bewertung von A bis AAA zu, diese Bewertungen orientieren sich an den Kriterien zur Diamantenbewertung (Farbe, Gewicht, Schliff, Reinheit).

Die Bewertung eines Steines wird im Zertifikat wird festgehalten. Bei den bei The Natural Gem erhältlichen Steinen wird auf ein sehr ausdifferenziertes System der Bewertung zurückgegriffen. Alle Steine werden extern beim Gemmologischen Labor Austria von gerichtlich beeideten Sachverständigen mit staatlicher Auszeichnung bewertet. Im Zertifikat findet man für Farbedelsteine eine neun stufige Abstufung von Augenrein (A) bis Undurchsichtig (I) und bei Diamanten reicht die Skala von Lupenrein (FL) über VVS1 (Sehr sehr kleine Einschlüsse) bis hin zu Piqué 3 (große und zahlreiche Einschlüsse, welche mit freiem Auge erkennbar sind).

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Dr. Thomas Schröck
The author:

Dr. Thomas Schröck

ist Gründer und geschäftsführender Gesellschafter von
THE NATURAL GEM. Der promovierte Ökonom ist u.a. in den USA, der Schweiz, Deutschland und Indien ausgebildeter Gemmologe und gilt mit 30 Jahren Erfahrung im internationalen Edelsteinhandel als führender Experte für naturfarbene, unbehandelte Edelsteine und Edelsteininvestments.

Im Gewinn Verlag erschien dazu auch sein Buch „Edelsteine als Investment“.

 

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