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13.08.2021 Vom Rohstein zum Juwel – Wie wird ein Edelstein geschliffen?
Vom gefundenen oder abgebauten Stein zum fertig bearbeiteten Edelstein braucht es mehrere Schritte. Ein Rohstein wird durch die Behandlung allerdings nicht zum „Schmuckstein“, denn Schmuckstein ist ein Oberbegriff, zu dem etwa auch Perlen, Perlmutt und Korallen zählen. Wie wird aus dem Rohstein aber nun ein geschliffener und polierter Stein, also das, was die Meisten gemeinhin als Edelstein verstehen?
1. Begutachtung des Rohsteins
Bevor ein Stein bearbeitet wird, erfolgt eine Begutachtung, um zu untersuchen, wo die optischen und mineralogischen Hauptachsen des Steins und wo größere Einschlüsse liegen. Das vorhandene Material wird beurteilt, um festzulegen, wie der Stein geteilt und zugeschnitten werden kann. Hier geht es um eine optimale Ausnutzung des Materials, denn eine Fehleinschätzung und in Folge eine Verschwendung von mehreren Gramm kann einen Wertverlust von mehreren 10.000 Euro bedeuten.
2. Schneiden
Beim ersten Schneiden wird entlang der bei der Begutachtung festgelegten Schnittachsen geschnitten, bei größeren Rohsteinen entstehen in der Regel mehrere kleinere Edelsteine mit unterschiedlichen Schliffen, es kann aber auch vorkommen, dass nur ein großer Edelstein das Resultat des Schleifens ist, der Rest ist dann nicht mehr zu gebrauchen. Bruchlinien und Einschlüsse im Mineral müssen dabei berücksichtigt werden, um ein Auseinanderbrechen des Steins zu verhindern.
3. Ebouchieren
Das Ebouchieren ist der sogenannte „Grobschliff“, bei dem die Grundform des Steins festgelegt wird. Auf Schleifrädern wird der Stein dabei in Form gebracht und so schon vorgegeben, ob er als Glatt- oder Facettenschliff gestaltet wird. Die bekannteste Form des Glattschliffs ist der sogenannte „Cabochon“, der eine gewölbte Oberseite und eine ebene Fläche auf der Rückseite aufweist. Die wohl bekannteste Form des Facettenschliffs ist der Brillantschliff.
4. Facettieren
Facetten sind ebene Flächen, die in den Stein geschliffen werden und für die Lichtbrechung sorgen. In stundenlanger Feinarbeit werden die Ebenen aus präzisen Winkeln mit Schleifscheiben mit unterschiedlichen Härtegraden bearbeitet. Es gibt eine große Anzahl von unterschiedlichen Schliffformen und Edelsteinschleifer entwickeln auch immer wieder neue.
5. Polieren
Das Polieren ist der abschließende Arbeitsschritt, der einem Edelstein erst seinen Glanz verleiht. Dabei müssen genau die durch das Facettieren vorgegebenen Flächen getroffen werden.
Wie werden Diamanten bearbeitet?
Da Diamanten das härteste natürliche Material auf der Welt sind, stellen sich viele die Bearbeitung von Diamanten als besonders schwierig vor. Sie lassen sich jedoch mit anderen Diamanten bearbeiten, mit einer Diamantsäge oder einem Laser schneiden. Diamanten sind zudem auch sehr spröde und lassen etwa auch mit einem Hammer spalten.
Bearbeitung von weniger wertvollen Steinen: Trommelsteine
Weniger wertvolle Steinen, die im Handel oft als „Halbedelsteine“ verkauft werden, werden nach dem Schneiden oder direkt aus dem Rohzustand zu glatten Steinen verarbeitet. Es handelt sich dabei um sogenannte Trommelsteine, die durch Bewegung in Trommelmaschinen oder Spiratoren aneinander reiben und geglättet werden.