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Brennen von Edelsteinen

Das Brennen von Edelsteinen ist eine weitverbreitete Behandlungsmethode zur „Verbesserung“ von Edelsteinen.

Heutzutage ist der überwiegende Teil aller verkauften Edelsteine behandelt, denn nur rund 2 % der Edelsteine auf dem Weltmarkt haben ohne Behandlung Edelsteinqualität. Je mehr Behandlungen ein Stein erfahren hat bzw. je intensiver diese waren, umso geringer ist sein Verkaufswert, denn unbehandelte Edelsteine sind am wertvollsten.

Manche besonders begehrten Farbvarianten sind allerdings natürlich vorkommend sehr selten, daher gibt es auch eine Nachfrage nach bestimmten gebrannten Farbedelsteinen.

Wie funktioniert das Brennen von Edelsteinen?

Das Erhitzen von Edelsteinen hat lange Tradition, schon seit Jahrtausenden werden Edelsteine in Feuer bzw. Asche gebrannt, um ihre Farbe zu verändern. Für das Brennen werden heutzutage sogenannte Muffelöfen verwendet, die zum Veraschen, Glühen und zur thermischen Behandlung von Werkstücken dienen. Diese werden je nach Mineral auf eine Temperatur zwischen 300 und 1900°C erhitzt.

Je nach Mineral verändert sich durch die Hitzebehandlung die Farbe oder der Stein wird reiner, weil etwa Einschlüsse schmelzen und diffundieren – so etwa Rutileinschlüsse in Rubinen und Saphiren. Neben der Temperatur haben auch die Dauer der Hitzebehandlung, die Atmosphäre beim Erhitzen sowie die chemische Struktur umgebender oder gemeinsam gebrannter Materialien Einfluss auf das endgültige Erscheinungsbild eines Edelsteins.

Nur etwa 2% der Steine am Weltmarkt haben ohne künstliche Verbesserung Edelsteinqualität („Gem Quality“).

Durch Erhitzen die Farbe und Reinheit von Edelsteinen verbessern

Grundsätzlich gibt es Niedrigtemperaturbehandlungen, die bei manchen Mineralen zur Farbveränderung eingesetzt werden (bis etwa 1.100 °C), und Hochtemperaturbehandlungen (bis 1900 °C), um Farbveränderungen auszulösen und auch Einschlüsse zu entfernen. Bei Rubinen werden durch Hitzebehandlungen bei über 1.100 °C braune, violette oder purpurfarbene Farbtöne, die im reinen Rot unerwünscht sind, entfernt. Beim Brennen mit Temperaturen über 1.450 °C lösen sich auch feine Rutileinschlüsse auf, die sogenannte „Rutilseide“.

Saphire, die hellblau oder milchig sind, werden durch das Brennen bei 1.250 bis 1.700 °C intensiv blau; farblose bis blassgelbe wiederum werden durch Hitzebehandlungen intensiv gelb. Pinke Saphire wiederum können zur begehrt orange-rosa Farbvarietät „Padparadscha“ gebrannt werden.

Niedrigtemperaturbehandlungen werden bei Aquamarinen, Turmalinen, Amethysten und Morganiten angewendet, um die Farbe zu verbessern. So werden rosafarbene Morganite aus orangenen Beryllen gebrannt, bei Aquamarinen, Amethysten und Turmalinen wird die Farbe verfeinert. So ist bei natürlich vorkommenden Amethysten sehr häufig die Farbverteilung unregelmäßig, bei einer Brenntemperatur von etwa 300 °C wird der Farbton regelmäßiger und voller. Ab Temperaturen von 470 °C allerdings ändert sich die Farbe von normalerweise violetten Amethysten – sie schlägt zu Gelb um, die Steine werden zu Citrinen.

Kann man gebrannte Edelsteine von ungebrannten unterscheiden?

Die Farben, die durch Hitzebehandlungen entstehen, sind stabil, d.h. sie verändern sich auch durch UV-Bestrahlungen, Temperaturschwankungen oder anderes nicht.
Bei Hochtemperaturbehandlungen können die sogenannten Sprenghöfe ein Hinweis darauf sein, dass es zu einer Hitzebehandlung gekommen ist: Um den aufgeschmolzenen Einschluss bildet sich ein blasenartig aussehender Hof. Allerdings können diese auch natürlich in Steinen auftreten und beim Bildungsprozess entstehen.
Niedrigtemperaturbehandlung sind schwieriger nachzuweisen. Dennoch können gut ausgestattete gemmologische Labors heute auch feststellen, ob ein ein Edelstein einer Niedrigtemperaturbehandlung ausgesetzt war.

Die „Confederation Internationale de la Bijouterie, Joallerie, Ofevrie, des Diamantes, Perles et Pierres (CIBJO)“ erklärt in ihren Handelsregeln, dass auf die Behandlung von Edelsteinen durch Hitzebehandlung beim Handel mit solchen Steinen hingewiesen werden soll. Üblich sind dafür Bezeichnungen wie „wärmebehandelt“, „gebrannt“ oder auf Englisch „heat treatment“, „heat enhanced“ oder „heat enhancement“. Allerdings haben diese Regeln keine Gesetzeskraft, sie sind als Handelsbrauch zu verstehen.

Der Preisunterschied zwischen einem mit Hitze behandelten Stein und einem naturfarbenen ist sehr Groß. Achten Sie beim Kauf von Edelsteinen zu Investmentzwecken stets auf Zertifikate unabhängiger gemmologischer Labors! In einem solchen findet auch eine Aussage darüber, ob ein Stein Naturfarbe, unbehandelt oder hitzebehandelt ist.

Achten Sie stets auf Zertifikate unabhängiger gemmologischer Labors.
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Dr. Thomas Schröck
The author:

Dr. Thomas Schröck

ist Gründer und geschäftsführender Gesellschafter von
THE NATURAL GEM. Der promovierte Ökonom ist u.a. in den USA, der Schweiz, Deutschland und Indien ausgebildeter Gemmologe und gilt mit 30 Jahren Erfahrung im internationalen Edelsteinhandel als führender Experte für naturfarbene, unbehandelte Edelsteine und Edelsteininvestments.

Im Gewinn Verlag erschien dazu auch sein Buch „Edelsteine als Investment“.

 

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