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10.08.2021 Einschlüsse bei Edelsteinen
Einschlüsse sind mehr als nur Fremdkörper in Edelsteinen: Was unter „Einschlüsse“ fällt, warum sie Rückschlüsse auf die Herkunft des Steins erlauben, wie sie behandelt und in der Einschätzung des Werts berücksichtigt werden.
Was sind Einschlüsse bei Edelsteinen?
Bei Einschlüssen handelt es sich um Fremdkörper, die in den Edelsteinen während des Wachstums eingeschlossen werden – das können Flüssigkeiten, Gase, Kohlenwasserstoffe, Sedimente, aber auch andere Mineralien sein. Sie können beispielsweise dadurch entstehen, dass der Wachstumsprozess unterbrochen wird oder dass im Wachstum andere Kristalle umschlossen werden. Leerräume wie Spannungsrisse können sich mit Gasen oder Flüssigkeiten füllen oder sie bleiben hohl.
Bei manchen Edelsteinen kommen Einschlüsse aufgrund der kristallinen Struktur, des Materials oder der Entstehungsbedingungen häufig vor, etwa bei Smaragden, welche in tektonischen Störungszonen entstehen. Einschlüsse können auch für das besondere Farb- oder Lichtspiel von Mineralien verantwortlich sein, etwa für die charakteristische Lichtbrechung im Tigerauge oder die baumartigen Zeichnungen im Achat.
Einschlüsse als Herkunftsmarker
Die Herkunft von Edelsteinen lässt sich unter anderem anhand von Einschlüssen bestimmen, denn diese geben Auskunft darüber, unter welchen geologischen Bedingungen der Stein entstanden ist. Unter Umständen ist es sogar möglich, die genaue Fundstelle zu ermitteln. Gerade bei größeren Steinen, die für Investments interessant sind, können Einschlüsse daher mitunter auch positiv sein.
Neben möglichen Hinweisen auf die Fundstelle zeigen Einschlüsse auch auf den ersten Blick, dass es sich um einen natürlichen Stein handelt: Synthetische Edelsteine, d.h. im Labor hergestellte, haben keine Einschlüsse, da sie möglichst ebenmäßig gezüchtet werden und keine Fremdkörper den Prozess stören.
Können Einschlüsse entfernt werden?
Bei der Behandlung von Edelsteinen gibt es selbstverständlich auch Bestrebungen, Einschlüsse zu entfernen. Möglich ist das etwa durch eine Hochtemperaturbehandlung bei Rubinen – ab etwa 1.200 Grad beginnt Rutil, das häufig Einschlüsse in Rubinen bildet, zu schmelzen.
Diese Art der Behandlung mag aus ästhetischen Gründen vorgenommen werden, aus Investment-Sicht sollte der Stein aber in seinem natürlichen Zustand erhalten und daher unbehandelt bleiben.
Einschlüsse und die Bestimmung der Reinheit
Bei Smaragd etwa sind Einschlüsse typisch, daher sind die Ansprüche an die Reinheit dort weniger streng.
Reinheit ist eines der Kriterien für die Wertbestimmung von Edelsteinen. Vor allem bei farblosen Edelsteinen ist die Reinheit wichtig für die Preisbestimmung. Dabei werden neben Einschlüssen auch Makel berücksichtigt, das sind oberflächliche Unebenheiten oder Veränderungen, die mit freiem Auge nicht erkennbar sind. Je freier von Einschlüssen ein Edelstein ist, als desto reiner gilt er:
Für Diamanten gibt es eine Skala zur Bewertung der Reinheit, die mit der höchsten Stufe „lupenrein“ (auf Englisch: „flawless“) beginnt, d.h. auch unter 10-facher Lupenvergrößerung sind von oben durch den Edelstein für den Fachmann keine Einschlüsse zu sehen. Die Abstufungen gehen bis zur untersten Stufe „Piqué 3“, bei der große und/oder zahlreiche Einschlüsse vorhanden sind, die die Brillanz deutlich mindern.
Farbedelsteine werden grob in drei Kategorien eingeteilt, von Typ I (augenrein – z.B. Blautopas, Aquamarin) über Typ II (meist Einschlüsse vorhanden – z.B. Rubin) bis zu Typ III (so gut wie immer Einschlüsse – z.B. Smaragd). Farbedelsteine werden anhand einer Skala von eben augenrein (auf Englisch „eye clean“) bis zu opak („severly included“) beurteilt. Welche Ansprüche dabei an den jeweiligen Stein gestellt werden, hängt davon ab, zu welchem Typ er gehört, d.h. ob Einschlüsse zu erwarten sind oder nicht.