icon

Wissen

Die gängigsten Fassungen bei Edelstein-Schmuck

Schon im antiken Ägypten wurden besonders wertvolle Steine geschliffen und gefasst, wie Grabungsfunde beweisen. Von diesen ersten Bändern zur Umrahmung von Edelsteinen bis zu den fein gestalteten Ringfassungen der heutigen Zeit war es ein weiter Weg. Was aber grundsätzlich gleich geblieben ist: Eine Fassung für einen Edelstein hat einerseits den funktionalen Zweck, den Stein zu schützen bzw. an seinem Platz im Schmuckstück zu halten, und andererseits präsentiert sie den Stein und bringt ihn bestmöglich zur Geltung. Da Schmuck mit Edelsteinen auch als Wertanlage in Frage kommt, ist ein Grundwissen zur Herstellung von Fassungen und ein Überblick über die gängigsten Fassungen auch für Investoren interessant.

Wie werden Edelsteinfassungen hergestellt?

Eine Fassung bezeichnet im Edelstein-Bereich immer eine Fixierung aus Metall, die einen Stein mit einem Schmuckstück verbindet. Edelsteinfasser ist ein eigener Berufszweig der Goldschmiedekunst, der Wissen über Gemmologie, Edelsteinschliff und Politur voraussetzt. Für die Herstellung einer Edelsteinfassung muss eine zur jeweiligen Schliffform passende Fassung gewählt werden, bei weniger hochwertigen Steinen dient die Fassung auch dazu, Mängel des Steins wie etwa Einschlüsse auszugleichen bzw. zu kaschieren.

Bei der Herstellung einer Edelsteinfassung werden die Edelsteine begutachtet, um neben der Form etwa auch die Materialeigenschaften (wie spröde ist es?) zu beurteilen und daraus die notwendigen Schritte in der Herstellung abzuleiten. Für die eigentliche Herstellung der Fassung wird das Metall anschließend so vorbereitet, dass der Edelstein eingepasst werden kann, je nach Art der Fassung muss diese zurechtgefräst, aufgebogen, mit feinen Zangen fixiert usw. werden. Bei Ringen können die Edelsteine am Ring selbst, der bei Goldschmieden auch „Reifen“ oder „Ringschiene“ genannt wird, befestigt werden, oder am sogenannten Ringkopf, der auch Ringplatte genannt wird.

Eine Fassung kann Mängel und Einschlüsse des Steins kaschieren.

Gängige Fassungen

Zargenfassung

Bei der Zargenfassung werden die Seiten des Steins von leicht den Stein überlappenden Metallstreifen eingeschlossen. Der Edelstein liegt nicht auf der Fassung, sondern auf dem Absatz (der namensgebenden Zarge) auf, was eine offene Unterseite mit einem erhöhten Lichteinfall ermöglicht. Die Zargenfassung wird mit gebogenem oder geradem Rand umgesetzt. Sie gehört zu den ältesten Ringfassungen und kommt vor allem für ovale und rund geschliffene Steine zum Einsatz.

Krappenfassung

Sie wird auch als Krallenfassung bezeichnet, es ist die häufigste Fassungsart. Der Edelstein wird dabei in einen Korb aus Krappen eingesetzt, die durch ihre umgebogenen und am Stein aufliegenden Enden diesen auf dem Schmuckstück fixieren. Es gibt Krappenfassungen mit drei bis acht Krappen, sie können auch doppelt gesetzt werden und eine runde, gespitzte oder flache Form haben. Je mehr Krappen verwendet werden, desto sicherer sitzt der Stein. Die Krappenfassung kommt für große, einzelne Steine in Frage, sie ist vor allem für Solitair- und Verlobungsringe beliebt.

Eingeriebene Fassung

Bei der eingeriebenen Fassung wird der Stein in eine kegelförmige Vertiefung im Schmuckstück eingesetzt, das umliegende Metall presst sich dadurch gegen den Stein. Der Stein sitzt somit gut geschützt in einer Einbuchtung, das umgebende Metall schließt mit der Oberseite des Steines ab.

Pavéfassung

Auf Französisch bedeutet „pavé“ „gepflastert“, bei der Pavéfassung entsteht der Eindruck einer gepflasterten Fläche: Es werden viele Steine zusammen eingesetzt, wodurch ein Eindruck von Größe entsteht. Besonders für kleine Steine im Brillantschliff ist diese Fassungsart geeignet. Die einzelnen Edelsteine werden durch kleine Kügelchen des Fassungsmetalls gesichert und voneinander getrennt, sie sitzen dabei so knapp nebeneinander, dass das Metall kaum zu sehen ist.

Kanalfassung

Bei der Kanalfassung oder Tunnelfassung werden Edelsteine in einem Kanal angeordnet, der aus zwei Metallbahnen besteht. Diese Fassungsart kommt für kleine Edelsteine in gleicher Größe zur Anwendung, die Steine schließen in gleicher Höhe mit dem Ringband ab. Die Fassung lohnt sich für rechteckige oder quadratische Steine besonders, etwa Tennisarmbänder werden auf diese Weise gestaltet.

Spannungsfassung

Sie wird auch Spannfassung genannt, der Stein wird nur durch die gegenseitige Spannung zwischen zwei Metallstücken gehalten. Es handelt sich um eine sehr schlichte Fassung, das Licht kann hier besonders ungehindert in den Stein eindringen.

Balkenfassung

Bei dieser Variante der Kanalfassung werden die Edelsteine einzeln zwischen Metallstreifen gesetzt. Die Seiten des Edelsteins bleiben dabei offen, um Funkeln und Brillanz hervorzuheben.

Chaton-Fassung

Auf Französisch bedeutet „chaton“ schon Fassung, es handelt sich bei dieser um eine Mischung aus Zargen- und Krappenfassung. Die Rondiste ist dabei komplett von einem Band aus Edelmetall umschlossen, zugleich fixieren auch noch Krappen den überragenden Stein.

Back to overview
Dr. Thomas Schröck
The author:

Dr. Thomas Schröck

ist Gründer und geschäftsführender Gesellschafter von
THE NATURAL GEM. Der promovierte Ökonom ist u.a. in den USA, der Schweiz, Deutschland und Indien ausgebildeter Gemmologe und gilt mit 30 Jahren Erfahrung im internationalen Edelsteinhandel als führender Experte für naturfarbene, unbehandelte Edelsteine und Edelsteininvestments.

Im Gewinn Verlag erschien dazu auch sein Buch „Edelsteine als Investment“.

 

close
[cleverreach form=217201]