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30.05.2022 Der Kimberley-Prozess – den Handel mit Blutdiamanten unterbinden
Herkunftszertifikate, die nachweisen, woher Diamanten stammt, und dass durch ihren Verkauf keine Konflikte oder Bürgerkriegsparteien finanziert wurden – das ist das Ziel des Kimberley-Prozesses. Wie ist er entstanden, was wird in den Zertifikaten nachgewiesen und wie genau wird „Blutdiamant“ oder „Konfliktdiamant“ definiert?
Was sind Blutdiamanten?
„Blutdiamanten“ werden so genannt, weil sinnbildlich Blut an ihnen klebt: Sie stammen aus politischen Unruhegebieten, oft Bürgerkriegsländern in Afrika, und ihr Verkauf dient dazu, die Versorgung der Konfliktparteien zu finanzieren.
Im Kimberley-Prozess werden Blut- oder Konfliktdiamanten definiert als Rohdiamanten, die Rebellenbewegungen zur Finanzierung ihrer militärischen Aktivitäten verwenden, v.a. Versuche, legitime Regierungen zu stürzen.
Alle Akteure im Diamantenhandel an einem Tisch – die Entstehung des Kimberley-Prozesses
In den 1990ern wurde klar, dass die Bürgerkriege in Liberia und Sierra Leone durch den Verkauf von Blutdiamanten finanziert wurden. Infolgedessen trafen sich im Jahr 2000 im südafrikanischen Kimberley Vertreter der diamantenproduzierenden Länder sowie wichtiger Importländer und von NGOS, um einen Prozess für einen sauberen Diamantenhandel zu entwickeln. Seit 2003 ist nun der sogenannte Kimberley-Prozess in Kraft, zwischen allen Teilnehmern dürfen nur Diamanten gehandelt werden, die ein offizielles Herkunftszertifikat des Ursprungslandes haben. Außerdem dürfen Teilnehmer nur mit anderen handeln, die dieselben Standards erfüllen.
Die Teilnehmer am Kimberley-Prozess arbeiten in Ausschüssen und treffen einander zu zweimal jährlich stattfindenden Sitzungen. Aktuell sind weltweit über 50 Mitglieder am Prozess beteiligt, wobei die EU als ein Mitglied gerechnet wird. Eine aktuell gehaltene Liste der Teilnehmer am Kimberley-Prozess findet sich auf der Website zum Kimberley-Prozess. Mittlerweile repräsentieren die Teilnehmer 99,8% des weltweiten Diamantenhandels.
Das Zertifikat im Kimberley-Prozess
Die Rohdiamanten werden in unzerstörbaren Behältern versiegelt, die das Zertifikat des Kimberley-Prozesses enthalten. Das Zertifikat besteht aus einer Beschreibung des Inhaltes der Ladung, des Wertes sowie von Ausstellungs- und Ablaufdaten. Außerdem hat das Zertifikat nach der Verordnung ISO 3166-1 eine eindeutige Nummer. Ein internationales Gremium prüft regelmäßig, ob Staaten diese Zertifikate korrekt ausstellen und lässt Importkontrollen durchführen.
Kritik am Kimberley-Prozess
In den letzten Jahren ist der Kimberley-Prozess von NGOs kritisiert worden, die bei der Gründung schon dabei waren – die Organisationen „Global Witness“ und „Impact“ sind in der Folge aus dem Prozess ausgetreten. Die Hauptkritikpunkte sind, dass der Handel mit Blutdiamanten weitergehe, u.a. weil Staaten gefälschte Zertifikate ausstellen, etwa für in anderen Ländern geschürfte Diamanten.
Auch fehlen im Kimberley-Prozess Standards für den Abbau der Diamanten, etwa in Bezug auf Menschenrechtsverletzungen, Kinder- und Zwangsarbeit. Daher gab es in den letzten Jahren Bestrebungen, die Definition von Blutdiamanten im Kimberley-Prozess um soziale und auch ökologische Aspekte zu erweitern, um einen noch faireren Handel zu erreichen.