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Granat

Den Edelstein „Granat“ könnte man als eigene Edelstein-Gruppe bezeichnen, da er viele unterschiedliche chemische Zusammensetzungen aufweisen kann, die oftmals mit einander wenig zu tun haben. Am Edelsteinmarkt bekannt war für die rohe Varietät, heute sind es zu Anlage- und Schmuckzwecken vor allem der grüne „Tsavorit“ und der leuchtend orange „Mandarin-Granat“.

Der Jahrhundertelang bei uns in Europa bekannteste Granat war der die rote Varietät, sei es als Pyrop im böhmischen Schmuck oder als Almandin aus südlicheren Gegenden. Pyrop und Almandin sind zwei Varietäten des Granats, die sich in ihren chemischen Eigenschaften, in der Größe ihrer Kristalle und in Ihrer Farbe unterscheiden). Warum die Unterscheidung schon optisch einfach ist? Pyrop erreicht in seiner Rohkristallgröße maximal 4 mm, größere Steine sind sehr selten, während Almandin bis zu Faustgroß wird.

Die Härte des Granats ist wie beim Tansanit rund 6,5 – 7 und er weist eine hohe Lichtbrechung auf, die je nach Varietät unterschiedlich sein kann.

Der Granatschmuck ist ein zutiefst europäischer Schmuck: Im ehemaligen Böhmen (dem heutigen Tschechien) existierten Vorkommen an relativ kleinem, stark funkelndem, rotem Granat. Goldschmiede verarbeiteten diesen Granat im 19. Jahrhundert zu Schmuck und boten diesen der Aristokratie und dem reichen Bürgertum, das in Karlsbad und Marienbad Urlaub machte, zum Kauf an. Innerhalb kurzer Zeit wurde es modern, Granatschmuck zu tragen, er trat seinen Siegeszug bis nach London, Paris und Wien an. Er wurde sowohl zu elegantem Schmuck als auch zu Trachtenschmuck verarbeitet.

Die Nachfrage war so groß, dass sie mit den böhmischen Vorkommen nicht mehr befriedigt werden konnte. Also importierte man zuerst Granat aus den Nockbergen in Kärnten und später sogar aus Afrika und Indien, um die Käufer zufrieden zu stellen. Dass es sich bei der importierten Ware nicht um den in Böhmen vertretenen Pyrop, sondern um Almandin handelte, störte niemanden.

Dies ging soweit, dass, wie wir heute durch gemmologische Untersuchungen wissen, sogar die „böhmischen Granate“ im Orden vom Goldenen Vlies aus Almandin und nicht aus dem böhmischen Pyrop bestehen. Nach dem ersten Weltkrieg kam es in Böhmen zu einem großen wirtschaftlichen Abschwung, die Granatschmuckproduktion ging zurück, sie reduzierte sich mit der Machtübernahme der Kommunisten nach dem zweiten Weltkrieg dann auf nahezu Null. Die Granatschmuckproduktion verlagerte sich daraufhin nach Deutschland, Italien und England.

Allerdings wird auch heute noch in Tschechien „Böhmischer Granat“ in kleinen Mengen abgebaut – von demselben Unternehmen, das diese Tätigkeit schon während der kommunistischen Zeit wahrnahm, und findet seinen Weg auch in den Handel.

Pyrop und Almandin sind allerdings heute recht preiswert zu erstehen und investmenttechnisch dank genügender Förderung weniger interessant. Aus Anlagetechnischer Sicht haben sich vor allem zwei andere Vertreter der Granat-Gruppe etabliert: Tsavorit und Mandaringranat.

Tsavorit (auch unter seinem gemmologischen Namen „Tsavolith“ bekannt) wurde im selben Jahr entdeckt wie der Tansanit, nämlich 1967. Er ist ein durch Chrom-Vanadium intensiv grün gefärbter Granat, der nach dem Tsavoria-Nationalpark in Kenia benannt wurde und auch dort zuerst gefunden wurde. Seine grüne Farbe ist warm, dunkel-grün und angenehm, allerdings kommt er meist in kleinen Kristallgrößen vor. Geschliffene, reine Steine über 3 ct. sind sehr selten.

Etwa 2004 wurde ein Vorkommen in Tansania entdeckt, das auch größere Steine bis 30 ct. Gewicht lieferte, inzwischen ist dieses Vorkommen wieder versiegt. Der Tsavorit ist auf jeden Fall teurer als Tansanit gleiche Größe, aber günstiger als Paraiba-Turmalin. Seit dem Jahr 2004 hat er seinen Preis für feine Qualitäten verzehnfacht. Behandlungen sind beim Tsavorit nicht bekannt. Wir nehmen an, dass sich die rasante Preisentwicklung auch in der Zukunft fortsetzen wird.

Der „Mandarin-Granat“ gehört zum Spessartin innerhalb der Granatgruppe und weist eine wunderschöne intensive orange Farbe auf, die an Mandarinen erinnert, daher sein Name. Er kommt auch in größeren Kristallen vor, allerdings sind geschliffene Steine über 10 ct. sehr selten. Preislich liegt er unter dem Tsavorit, steigt allerdings sehr stark an. Seine Herkunft liegt in Nigeria, Mosambik, Tansania, Namibia, Angola und in den USA. Behandlungen sind beim Mandarin-Granat nicht bekannt.

Ein weiterer wunderschöner Vertreter der Granat-Gruppe ist der „Hessonit“; dieser hat in seiner besten Form eine warme, rötlich-orange Farbe, ähnlich dem Mandarin-Grant, nur gedämpfter. Diese Farbe entsteht durch die Beimischung von Eisen im Stein. Mineralogisch gehört er nicht zum Spessartin wie der Mandarin-Grant, sondern zum „Grossular“, ist also chemisch anders aufgebaut. Seine früher berühmteste Fundstelle war Indien, dort findet allerdings nahezu kein Abbau mehr statt, heute kommen die Steine vor allem aus Sri Lanka und Ostafrika. Eine Behandlung ist auch bei diesem Granat nicht bekannt. Hessonit gehört zu den preislich günstigen Vertretern der Granat-Gruppe.

Da Granat allgemein weich ist, raten wir von einer Verarbeitung von Steinen, die ein Investment darstellen sollen, zum Beispiel zu Ringen, ab. Als Anhänger oder als Ohrringe getragen, ist eine Verarbeitung solcher Steine durch einen erfahrenen Goldschmied in Ordnung.

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