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Edelsteine und kulturelle Vielfalt – Indien

In Indien zählen der Handel und das Tragen von Edelsteinen als Schmuckstücke seit Jahrtausenden als Teil der Kultur und sind untrennbar mit dieser verbunden. Länger als fünf Jahrtausende reicht die Geschichte vom Handel mit Edelsteinen und der Herstellung von Schmuck bereits zurück. 2.000 Jahre lang galt Indien als einziger Edelstein Lieferant weltweit. Nirgendwo auf der Welt ist die Faszination für Edelsteine und deren Glück bringende Eigenschaften so stark ausgeprägt wie hier.

Seit jeher als „Geschenk der Götter“ bekannt, zieren sie nicht nur Gottheiten in Tempeln und Geschmeide von Tänzerinnen. Edelsteine nehmen einen festen Platz im indischen Alltag ein. Erfahren Sie hier welche Bräuche es im Zusammenhang mit Edelsteinen in Indien gibt, wie sich deren Bedeutung im Laufe der Zeit verändert hat und welche indischen Edelsteine weltweit für Aufregung sorgten.

Indische Edelsteine – Insignien der Macht

Fest im indischen Alltag verankert, tauchen Edelsteine bereits auf den Gemälden in den Höhlen von Ajanta und Ellora auf, die zwischen dem zweiten und sechsten Jahrhundert angefertigt wurden und vielfältigste Schmuckstücke zeigen. Alten Sanskritquellen zufolge besitzen Edelsteine auch eine heilende Wirkung. Im bekanntesten indischen Heldenepos, dem Mahabharata, kennen Götter den Unsterblichkeitstrank Amrita. Dieser soll der Legende nach aus reinem Wasser, Kräutersaft, flüssigem Gold und aufgelösten Edelsteinen bestehen.

Mit Edelstein verzierte Schmuckstücke wurden nicht nur aus Freude am Schmücken getragen, sondern haben oftmals auch etwas über den sozialen Status des Trägers verraten. Großmogule und später indische Fürsten entwickelten eine besondere Leidenschaft für das Sammeln von Edelsteinen. Diese verwendeten Edelsteine nicht nur als Verzierung von Gebrauchsgegenständen, sondern verwendeten diese auch für Einlegearbeiten bei Bauwerken. So ließ etwa der muslimische Großmogul Shah Jahan, für seine 1631 verstorbene große Liebe Mumtaz Mahal, das weltberühmte Taj Mahal errichten. In das aus weißem, schwarzem und gelbem Marmor erbaute Mausoleum ließ er 28 verschiedene Arten von Edelsteinen einsetzen darunter Jaspis, Karneole, Achat, Kristall, Lapislazuli, Saphire, Korallen, Granate, Diamanten, Onys, Blutjaspis und viele andere.

Shah Jahan
Shah Jahan: Erbauer des Taj Mahal

Edelsteine und Bräuche

Navaratan Nine Gems Ring (Pradeep717 CC BY-SA 4.0)

Rund um das Thema Edelsteine drehen sich zahlreiche indische Bräuche. Einer mit der am schönsten anmutenden Geschichte ist der Navaratna. Navaratna bedeutet in Sanskrit etwa so viel wie „neun Juwelen“. Laut indischer Astrologie sind die neun Edelsteine die irdische Darstellung der Planeten und Mondknoten und werden folgendermaßen zugeordnet:

Bei der Navaratna kann jedes beliebige Schmuckstück als „Trägerschmuckstück“ verwendet werden. Egal ob Ring, Armband oder Ohrringe. Wichtig ist lediglich, dass die neun Edelsteine vorhanden sind. Diese verleihen dem Schmuckstück erst seine Kräfte, sodass er als Talisman das Böse vertreiben kann.

Besonders wichtig ist das Tragen von Edelsteinen zu festlichen Anlässen, allen voran: die Hochzeit. Glitzernder Hochzeitsschmuck soll nicht nur die Lebensfreude des Brautpaares mobilisieren, sondern dieses auch vor Unheil schützen.

Indische Edelsteine weltweit

Stern von Indien

Der Stern von Indien ist mit einem Carat Gewicht von 536 ct, der größte jemals geschliffene Saphir der Welt. Auffallend bei diesem Stern ist, dass der Asterismus (bezeichnet die sternförmigen Lichtreflexe in Kristallen) von der Ober- wie auch der Unterseite zu sehen ist. Gefunden wurde dieser Saphir vor etwa 300 Jahren auf Sri Lanka und wurde dann 1901 vom Financier John Pierpont Morgan an das „American Museum of Natural History“ in New York übereignet.

Der Juwelenraub des Jahrhunderts

Am 29. Oktober 1964 wurde der Stern von Indien zusammen mit weiteren Edelsteinen aus dem naturhistorischen Museum in Manhattan, auf spektakuläre Weise gestohlen. Während des normalen Museumsbetriebes öffneten die Diebe ein Fenster in den Toilettenräumen durch das sie nachts einstiegen. Im Museumsinneren sollen sich die Diebe dann in der Ausstellungshalle des Sterns von Indien abgeseilt haben. Dieser war auch der einzige Stein, der durch einen Alarm gesichert war. Der Alarm war an diesem Tag allerdings nicht funktionstüchtig, wodurch es den Dieben gelang, nicht nur den Stern Indiens sondern auch noch 22 andere Edelsteine in aller Ruhe zu entwenden. Unter anderem wurden der DeLong-Sternrubin, der Mitternachtsstern und der Eagle-Diamant von den Dieben gestohlen. Zwei Tage nach der Tat konnte die Polizei die Diebe jedoch überführen. Die meisten der gestohlenen Edelsteine tauchten zwei Monate später in einem Schließfach in einer Busstation in Miami wieder auf. Der Eagle-Diamant blieb jedoch bis heute verschwunden.

Star of India (© Daniel Torres)
Koh-i-Noor in der Queen Mary's Crown

Koh-i-Noor

Der Koh-i-Noor gilt als jener Diamant, dessen Existenz am weitesten zurückverfolgt werden kann. So zankten sich, einem über 500 Jahre alten Mythos zufolge, bereits die Hindu-Götter um diesen Edelstein. Erstmals 1304 erwähnt, wurde der Stein das Auge des Pfaus des weltberühmten Pfauenthrons in Delhi. Im Laufe der Jahrhunderte wechselte der Stein etliche Male seine Besitzer. 1850 kam der Stein schließlich nach Großbritannien, wo ihn die britische Königin Victoria neu schleifen ließ.

Der vormals 185-karätige Diamant wurde dabei auf seine heutige Größe von 108,93 Carat gebracht. 1937 wurde der Koh-i-Noor in die Krone von Königin Elizabeth, der späteren Königinmutter, übernommen. Seither ist der älteste Diamant der Welt in der Schatzkammer der britischen Krone zu bestaunen.

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Dr. Thomas Schröck
The author:

Dr. Thomas Schröck

ist Gründer und geschäftsführender Gesellschafter von
THE NATURAL GEM. Der promovierte Ökonom ist u.a. in den USA, der Schweiz, Deutschland und Indien ausgebildeter Gemmologe und gilt mit 30 Jahren Erfahrung im internationalen Edelsteinhandel als führender Experte für naturfarbene, unbehandelte Edelsteine und Edelsteininvestments.

Im Gewinn Verlag erschien dazu auch sein Buch „Edelsteine als Investment“.

 

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